OECD zu Künstlicher Intelligenz: Mehr als ein Viertel der Arbeitsplätze in Gefahr

Noch sind die Auswirkungen der neuen Technologie auf den Arbeitsmarkt gering. Die Nervosität der Beschäftigten im OECD-Raum nimmt aber zu. Das sind die Gründe.

Der deutsche Arbeitsmarkt ist in guter Verfassung: Trotz stagnierender Konjunktur dürfte die Erwerbslosigkeit weiter sinken. Davon zeigte sich die OECD am Dienstag bei der Vorstellung ihres Beschäftigungsberichts überzeugt.

Im Frühjahr seien weniger Menschen erwerbslos gewesen als vor der Coronapandemie, heißt es in dem Bericht. Über alle OECD-Länder hinweg sei die Arbeitslosigkeit sogar auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 1970er-Jahre gesunken.

Weniger erfreulich dürfte dagegen der Blick in die Zukunft sein, den die OECD wagt. Künstliche Intelligenz, ein Schwerpunkt des aktuellen Berichts, könnte sich als Jobkiller erweisen. Mehr als ein Viertel aller Arbeitsplätze könnten demnach leicht durch künstliche Intelligenz automatisiert werden. In dem Bericht heißt es:

Hochqualifizierte Berufe sind zwar stärker von den jüngsten Fortschritten der KI betroffen, aber dennoch am wenigsten von der Automatisierung bedroht. Am stärksten gefährdet sind Arbeitsplätze mit geringer und mittlerer Qualifikation, unter anderem im Baugewerbe, in der Land-, Fischerei- und Forstwirtschaft und in geringerem Maße in der Produktion und im Transportwesen.

Bislang gibt es jedoch kaum Anzeichen dafür, dass Künstliche Intelligenz im großen Stil Arbeitsplätze vernichtet. Das könnte laut OECD auch daran liegen, dass die neue Technologie noch in den Kinderschuhen steckt.

Eine OECD-Umfrage hat ergeben, dass die Reaktionen auf das Aufkommen der künstlichen Intelligenz sehr unterschiedlich ausfallen. Befragt wurden etwa 5.300 Beschäftigte in 2.000 Unternehmen. Und die Umfrage fand statt, bevor die künstliche Intelligenz mit ChatGPT einen Höhenflug erlebt hat.

Unternehmen und Beschäftigte hätten angegeben, dass KI langwierige und gefährliche Aufgaben reduzieren könne, heißt es in dem Bericht. Dieser Meinung waren zwei Drittel der Befragten. Eine Mehrheit der Arbeitnehmer glaubt jedoch auch, dass ihre Arbeitsplätze durch KI gefährdet sein könnten. Der Bericht fährt fort:

Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass ein erheblicher Anteil der Arbeitnehmer (drei von fünf) befürchtet, in den nächsten zehn Jahren seinen Arbeitsplatz vollständig durch KI zu verlieren. Ein ähnlicher Anteil befürchtet, dass die Löhne in ihrem Sektor aufgrund von KI sinken werden.

Drei von vier Beschäftigten haben demnach auch angegeben, dass künstliche Intelligenz das Arbeitstempo erhöhen könnte. Mehr als die Hälfte macht sich zudem Sorgen um den Datenschutz.

"Wie sich KI letztendlich auf die Arbeitnehmer am Arbeitsplatz auswirken wird und ob die Vorteile die Risiken überwiegen, wird von den politischen Maßnahmen abhängen, die wir ergreifen", sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann laut Reuters auf einer Pressekonferenz.

Die Regierungen sollten den Arbeitnehmern helfen, sich auf die neue Arbeitswelt mit ihren Risiken und Vorteilen vorzubereiten. Mindestlöhne und Tarifverhandlungen könnten helfen, wenn der Druck auf die Löhne durch KI steigen sollte.

Vor allem gering qualifizierte und ältere Arbeitnehmer bräuchten Weiterbildungen, die von den Unternehmen angeboten werden sollten. Außerdem sollten KI-Kompetenzen in die Ausbildung integriert werden.

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